Nach vier Wettfahrttagen mit insgesamt zehn beendeten Flights ging die dritte Weltmeisterschaft im Inklusiven Segeln heute zu Ende. Erstmals nach zwei Auflagen auf der Alster in Hamburg fand die WM in der Hansestadt Rostock statt. Aber auch beim diesjährigen Event spielte Hamburg eine Rolle. Denn: Der Weltmeistertitel im Inklusiven Segeln ging an die Hamburgerinnen Silke Basedow und Nadine Löschke. Für noch mehr Frauenpower an der Spitze sorgten Lilli Zellmer und ihre Vorschoterin Johanna Schablowski auf dem Silberrang. Bronze ging an den Para-Segler Jens Kroker und seine Frau Sabine Kroker-Hohmann. Geprägt war die Weltmeisterschaft vor Rostocker Kulisse nicht nur durch spannende Rennen auf dem Wasser, sondern auch perfekt gelebte Inklusion an Land.
Insgesamt 25 inklusive Teams aus sieben Nationen sind bei der Weltmeisterschaft in der Hansestadt Rostock vier Tage lang um den Titel gesegelt. Während der Regatta hatten die Frauenteams bereits schnell die Nase vorne und konnten die Spitzenpositionen bis zum Ende verteidigen. Auf den Plätzen eins bis drei hielten sich bis kurz vor dem Finale konstant dieselben Teams. Silke Basedow und Nadine Löschke, die als „Hamburger Deerns“ bei der WM antraten und sich über ein Inklusionsprojekt kennengelernt haben, führten das Feld an. Basedow segelt sonst in der Bundesliga. Und auch bei den Zweitplatzierten der Weltmeisterschaft saß eine erfahrene Regattaseglerin am Steuer, Lilli Zellmer, die zur Jugendnationalmannschaft des DSV gehört. Gemeinsam mit ihrer Vorschoterin Johanna Schablowski, die unter einer durch eine Stoffwechselkrankheit bedingte Muskelschwäche leidet, segelte sie auf den Silberrang. Bis zum Einzug ins Finale hatte der erfolgreiche Para-Segler Heiko Kröger aus Schleswig-Holstein mit seinem Vorschoter Clemens Kraus den dritten Rang abonniert. Erst kurz vor dem finalen Start zogen Jens Kroker und seine Frau Sabine Kroker-Hohmann an Kröger vorbei auf Rang drei.
Dennoch schien alles noch offen, bevor der Startschuss zum Finalrennen mit Ziel direkt vor dem Eventzelt fiel. Für alle sechs Finalteams war noch jede Platzierung möglich. Umso größer war die Enttäuschung etlicher Teams, als das Finalrennen aufgrund einer Überschreitung des Time-Limits nicht mehr durchgeführt wurde. Winddreher hatten das Umbauen des Kurses erfordert und für eine Verzögerung gesorgt. Aus dem Kreis der Aktiven kam die Forderung, kein weiteres Rennen mehr nach dem Ablaufen des Zeitlimits zu starten. So galten die Ergebnisse nach dem zehnten Flight gleichzeitig als Endergebnisse der WM. Eine Chance zur Aufholjagd war nicht mehr möglich, was besonders Heiko Kröger bedauerte. So blieb ihm nur der Trostpreis die „Goldene Ananas“ für den vierten Platz.
Große Freude herrschte bei den neuen Weltmeisterinnen, Silke Basedow und Nadine Löschke. „Wir haben auf gar keinen Fall vorher gedacht, dass wir als Weltmeisterinnen nach Hause fahren. Aber Gewinnen ist toll, und natürlich müssen wir nun auch den Titel im kommenden Jahr verteidigen“, erzählte Löschke strahlend. Ihre Steuerfrau Silke Basedow war zudem nachhaltig begeistert vom Inklusionsformat. „Es war meine erste Inklusionsregatta überhaupt, und es war super, zu sehen, wie viel man voneinander lernen kann. Ich habe hier gemerkt, wie viele Grenzen einfach nur im Kopf sind, und was alles geht. Das war sehr inspirierend“, resümierte sie.
Trotz sportlichem Wettbewerb auf WM-Niveau auf dem Wasser herrschte auf dem Eventgelände der inklusiven Segelveranstaltung eine fast familiäre Atmosphäre, die bei der Siegerehrung auch DSV-Präsidentin Mona Küppers noch einmal lobend hervorhob. „Die WM ist gelebte Inklusion auf dem Wasser und neben dem Wasser. Um die Weltmeisterschaft zu beschreiben, reichen drei Buchstaben: T-O-P! Alles ist wirklich top organisiert, und alle sind begeistert“, so Andreas Sand von der gemeinnützigen Heinz-Kettler-Stiftung, die zu den finanziellen Unterstützern der WM zählt. Für ihn und seinen Steuermann Erich-Thomas Aust, beide vom Yachtclub Möhnesee, zähle bei den Wettfahrten der WM in erster Linien der olympische Gedanke des Dabeiseins, sagt Sand.
Das Fazit der Veranstalter und des Orga-Teams um Sven Jürgensen zur Weltmeisterschaft in Rostock fällt positiv aus. „Wir sind sehr zufrieden. Alles hat gepasst, und wir haben viel positives Feedback zur Veranstaltung bekommen“, sind sich die Verantwortlichen einig. „Ich hoffe, wir sehen uns im kommenden Jahr bei der vierten Weltmeisterschaft im Inklusiven Segeln in Rostock wieder“, sagte Tobias König, Vorsitzender des ausrichtenden Norddeutschen Regatta Vereins, und dankte insbesondere den rund 50 ehrenamtlichen Helfern der Veranstaltung.
Von Seiten der Stadt Rostock kam ein Signal für eine Wiederholung der Weltmeisterschaft in der Hansestadt. „Ich hoffe, wir können im kommenden Jahr das Event in ähnlicher Art wieder in Rostock durchführen“, schaute Dr. Heiko Lex, Leiter des Rostocker Sportamtes voraus. Auch Stefanie Drese, Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich bei der Siegerehrung begeistert von der gelungenen WM in der Hansestadt. „Gratulation an alle Aktiven. Bitte kommen Sie alle im nächsten Jahr wieder nach Rostock“, wandte sich die Schirmherrin der WM direkt an die Seglerinnen und Segler.